Darmentleerung: Hocken oder Sitzen?

von Team Zelltuning
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Wir selbstverständlich setzen wir uns zur Darmentleerung auf die Toilettenschüssel – und erledigen dort lesend, nachdenkend, abwartend und vor allem pressend unser tägliches Geschäft. Was viele nicht ahnen: Diese Art des Stuhlgangs ist keineswegs natürlich und noch viel weniger gesund.

Warum Sie – nach Möglichkeit – lieber im Hocken statt im aufrechten Sitz zur Toilette gehen sollten, erfahren Sie in diesem Artikel.

Was ist die natürliche Sitzhaltung beim Stuhlgang?

Was die Neandertaler schon vormachten und in vielen Teilen der Welt immer noch gang und gäbe ist, ist tatsächlich die von Mutter Natur vorgesehene Weise der Darmentleerung: in der Hocke. Das merken Sie auch daran, dass kleine Kinder, die noch nicht an die Toilette gewöhnt sind, sich hinhocken, wenn sie „groß müssen“.

Die Hockhaltung zeichnet sich dadurch aus, dass Oberschenkel und Oberkörper einander näher sind und der Winkel spitzer (etwa 20-30°). Dadurch kann sich der Enddarm besser öffnen und entleeren.

Tatsächlich war das Hocken auch in Deutschland und anderen westlichen Ländern bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts die natürliche Haltung zur Darmentleerung. Die Toilettenschüsseln, wie wir sie heute kennen, wurde im 18. Jahrhundert vom Engländer Alexander Cumming erfunden. Bis es eine flächendeckende Wasserspülung gab, waren die Wasserklosetts (WCs) aber primär den Adligen und besonders Wohlhabenden vorbehalten.

Vielleicht kennen Sie von Autobahnfahrten durch Frankreich, Italien oder Spanien die sogenannten Hocktoiletten oder auch französischen Toiletten – auch bekannt als Plumpsklo. Dabei handelt es sich um nicht viel mehr als ein Loch im Boden, über dass man sich zum Toilettengang hocken muss. Diese Toiletten berücksichtigen noch die eigentlich natürliche Haltung beim Wasserlassen und beim Stuhlgang.

Tatsächlich ist die Hocksitzhaltung nach wie vor die verbreitetste Art, zur Toilette zu gehen. Hocktoiletten sind in den meisten Teilen Asiens, Afrikas und Südamerikas bis heute üblich. Nur ein Drittel der Weltbevölkerung geht im Sitzen zur Toilette – und damit ungesünder.

Ist die Darmentleerung in der Hocksitzhaltung besser?
Die Hocke ist die bessere Wahl

Deshalb ist die Hocksitzhaltung auf der Toilette gesünder

Der spitzere Winkel zwischen Kreuzbein und Oberschenkel im Hocken führt dazu, dass der Beckenboden entspannter und das letzte Stück vom Darm gerade ist. Beide Faktoren erleichtern die Entleerung nach der Verdauung.

Eine besondere Rolle in diesem Zusammenhang spielt der Schließmuskel Puborektalmuskel. Dieser befindet sich dort, wo der Enddarm auf den Analkanal trifft. Im Sitzen bildet dieser einen Knick mit guten 90°, er steht also im rechten Winkel.

Mit diesem Knick stellt der Körper sicher, dass sich der Darm nicht einfach ungewollt entleeren kann – beispielsweise auf dem Sofa oder bei einem romantischen Abendessen.

Für die Darmentleerung ist es aber vorteilhafter, wenn der Knick im Schließmuskel aufgehoben wird und dieser entspannen kann. Das passiert in der Hocke: Der Winkel steigt auf bis zu 180°, so dass der letzte Darmabschnitt sich nun etwa in einer geraden Linie ausrichten kann.

Eine weitere Folge der Hocksitzhaltung ist, dass der Verschluss zwischen Dünndarm und Dickdarm in dieser Position vollkommen verschlossen ist. Dadurch entsteht der nötige Druck, der den Stuhlgang erleichtert und quasi als natürliches Abführmittel fungiert.

Wer im Hocken sein Geschäft verrichtet, kann sich also auf die Mithilfe der Schwerkraft verlassen und muss sich deutlich weniger anstrengen. Das entlastet nicht nur den gesamten Körper, sondern sorgt auch für eine vollständige Darmentleerung.

Die gesundheitlichen Gefahren der Darmentleerung im Sitzen

Im Gegenzug kann die Sitzhaltung auf der Toilette ernstzunehmende gesundheitliche Risiken mit sich bringen. Für gesunde Menschen sind diese zwar vernachlässigbar – da jedoch ein Großteil der Deutschen an Verdauungsstörungen wie Verstopfung, Hämorrhoiden, Blähungen & Co. leidet, lohnt es sich, sich mit den Folgeschäden zumindest einmal auseinanderzusetzen.

Zu diesen zählen:

  • Hämorrhoiden
  • Verstopfung
  • Darmpolypen
  • Dickdarmentzündung
  • Blinddarmentzündung
  • Reizdarm
  • Prostatabeschwerden
  • Harninkontinenz
  • Krampfadern
  • Darmkrebs
  • Herzinfarkt
  • Schlaganfall

Wie Sie sehen, können ernstzunehmende Krankheiten die Folge einer falschen Sitzhaltung bei der Notdurft sein. Die Tatsache, dass Probleme mit Hämorrhoiden oder Darmkrebs beinahe ausschließlich Menschen aus Industrienationen betreffen, legt nahe, dass die Haltung auf der Toilette eine Rolle spielt.

Aufgrund der oben erläuterten Schließmuskelmechanismen geht die Darmentleerung im Sitzen mit einer deutlich höheren Anstrengung einher. Im Hocken hingegen erfolgt sie fast von allein durch eine ausreichende Muskelentspannung und Komprimierung des Darms.

Diese Anstrengung ist für junge und gesunde Menschen kaum nennenswert, kann für beeinträchtigte Menschen aber ein Risiko darstellen und das Herz-Kreislauf-System überfordern und im schlimmsten Fall zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall führen. Eine beachtliche Zahl an Patienten mit Herzleiden stirbt während des Toilettengangs.

Eine nicht vollständige Darmentleerung, wie sie im Sitzen oft üblich ist, fördert zudem Darmkrankheiten bis hin zum gefährlichen Darmkrebs.

Darmentleerung im Sitzen oder Hocken?
Die Darmentleerung im Sitzen kann gesundheitliche Risiken fördern

Einfache Lösung für Zuhause: der Toilettenhocker

Mediziner und Wissenschaftler empfehlen aufgrund dieser gesundheitlichen Auswirkungen, zurück in eine hockähnliche Position zu finden. Dazu müssen Sie nicht gleich Ihre Toilettenschüssel verbannen und das Badezimmer renovieren.

Abhilfe kann ein entsprechender Toilettenhocker sein. Dieser sollte so gebaut sein, dass Ihre Füße erhöht und seitlich neben der Toilettenschüssel Platz finden. So kann die Beinposition einer Hocke eingenommen werden. Ihr Gewicht sollte dazu vollständig auf den Füßen verlagert sein.

Beugen Sie außerdem Ihren Oberkörper etwas nach vorne – und schon sollte die Sache deutlich geschmierter und vor allem schneller ablaufen. Einer Studie zufolge benötigten Menschen in der Hocke weniger als 1 Minute für den Stuhlgang, im Sitzen war es mehr als das Doppelte der Zeit. Da wir im Durchschnitt drei Jahre unseres Lebens auf der Toilette verbringen, können Sie allein durch das Hocken eine ganze Menge Zeit sparen!

Entspannen statt drücken

Nun heißt es also nur noch: Entspannen Sie sich! Die Darmentleerung vollzieht sich nämlich am besten, wenn die Darm- und Beckenmuskulatur entspannt ist. Das gewohnte Drücken und Pressen hingegen bringt überhaupt nichts – abgesehen von unnötiger und vermeidbarer Anstrengung.

An dieser Stelle muss selbstverständlich auch darauf hingewiesen werden, dass die Hockposition schlicht nicht für jeden Menschen im Bereich des Möglichen liegt. Fehlende Beweglichkeit, Probleme mit den Gelenken oder eine körperliche Behinderung können dazu führen, dass das Hocken erschwert oder unmöglich ist. In einem solchen Fall haben Sie natürlich keine andere Wahl, als bei der gewohnten Sitzhaltung zu bleiben.

Alle anderen sollten besser früher als später versuchen, sich mit der natürlichen und gesünderen Hocksitzhaltung vertraut zu machen. Bereits bestehende Darmleiden können so verringert und noch nicht aufgetretenen vorgebeugt werden. Anfangs ist das Hocken sicherlich sehr ungewohnt – doch mit etwas Übung und Gewohnheit fühlt es sich bald wieder wie das Normalste der Welt an. Denn genau das ist es schließlich!

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