Wie funktioniert unsere Verdauung?

von Team Zelltuning
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Die Verdauung ist ein komplexer und umfassender Prozess: Was über den Mund als wohlschmeckende Nahrung aufgenommen wird, kommt zwei bis drei Tage später in verdauter und verarbeiteter Form am After wieder heraus. In der Zwischenzeit durchläuft die Nahrung einen sieben bis acht Meter langen Verdauungstrakt. Dort wird sie zerkleinert und in Abfallprodukte und Nährstoffe getrennt – wichtige Nährstoffe werden vom Körper resorbiert, während Abfallstoffe ausgeschieden werden.

Die Reise der Nahrung durch den Verdauungstrakt

Von der Nahrungsaufnahme bis zum Stuhlgang vergehen im Durchschnitt zwischen 48 und 60 Stunden. Der gesamte Verdauungsschlauch ist mit einer Schleimhaut ausgekleidet und trägt durch unterschiedliche mechanische und chemische Prozesse dazu bei, dass die Energie aus der Nahrung vom Körper aufgenommen werden kann.

Die erste Station im Verdauungssystem ist bereits der Mund. Von dort geht es nach gründlichem Kauen und Zerkleinern weiter über die Speiseröhre in den Magen und anschließend in den Darm. Dieser wiederum teilt sich auf in vier Bereiche:

  • Zwölffingerdarm
  • Dünndarm
  • Dickdarm
  • Enddarm

Verdauung im Mund

Die Zähne sind für die mechanische Zerkleinerung der Nahrung zuständig. Dabei wird dieser Speichel untergemischt. Pro Tag produzieren die drei Speicheldrüsen zwischen 0,5 und 1,5 Liter Speichel. Im Speichel sind bereits einige Verdauungsenzyme enthalten, wodurch schon im Mund der Verdauungsprozess beginnt. Vor allem Stärke wird hier in kleinere Moleküle gekürzt.

Der zerkleinerte und mit Speichel getränkte Nahrungsbrei wird mithilfe von Wangen, Gaumen und Zunge in schluckbare Portionen geformt. Durch das Herunterschlucken gelangt er in die Speiseröhre (Ösophagus).

Die etwa 25 cm lange Speiseröhre ist von Muskeln umzogen, welche rhythmisch kontrahieren, d.h. sich wellenartig zusammenziehen, und so den Speisebrei reflexartig hinunter in den Magen befördern.

Die Verdauung beginn im Mund! Bildquelle: Unsplash / Marek Studzinski

Verdauung im Magen

Der Magen fungiert erst einmal als Nahrungsspeicher. Er kann bis zu 1,5 Liter Speisebrei zwischenlagern – möglich ist das durch die dehnbare Muskulatur der Magenwand. Ist der Magen leer, liegen die Magenwände komplett aufeinander. Während Nahrung, die überwiegend aus Kohlenhydraten besteht, meist nur zwischen 30 und 60 Minuten im Magen verweilt, kann eiweiß- und fetthaltige Nahrung bis zu neun Stunden hierbleiben.

Die Nahrung wird im Magen aber nicht nur wie in einem Reservoir aufgenommen, sondern auch weiter verdaut. Verantwortlich dafür sind im Magen in erster Linie die sauren Magensäfte und Enzyme. Durch die kontrahierende Muskulatur der Magenwände (Magenperistaltik) wird der Speisebrei bewegt und gut mit der Magensäure und den Enzymen vermischt.

So wird er auf die nachfolgende Verdauung im Darm vorbereitet und kann dort die Nährstoffe besser abgeben. Gleichzeitig dient die Magensäure der Abtötung von Bakterien.

Die Schleimschicht schützt die Magenwand vor der aggressiven Salzsäure. Da auch sie von der Magensäure angegriffen wird, erneuert sie sich allerdings regelmäßig. Immerhin werden täglich um die zwei Liter Magensaft hergestellt.

Verdauung im Dünndarm

Im Magen wird der Speisebrei portionsweise immer näher zum Magenausgang transportiert und dort in den Dünndarm abgegeben. Ausgelöst wird der Transport durch den Darm von der Darmperistaltik, also das abwechselnde An- und Entspannen der Muskulatur der Darmwände.

Der erste Abschnitt des Dünndarms ist der Zwölffingerdarm. Dieser heißt tatsächlich so, weil er in etwa so lang wie 12 aneinandergelegte Finger ist (ca. 25 cm). Im Zwölffingerdarm enden die Verdauungsdrüsen von Leber, Galle und Bauchspeicheldrüse. Die darüber zugegebenen Enzyme zersetzen den Nahrungsbrei weiter. Außerdem sorgen Sekrete dafür, dass die Säure wieder neutralisiert wird.

Der folgende Dünndarm ist der Hauptbereich des Verdauungssystems. Hauptaufgabe des Dünndarms ist die Absorption von Nährstoffen und der Weitergabe dieser ans Blut. Dazu wird das Gegessene zunächst weiter mit Verdauungsenzymen, die in der Bauchspeicheldrüse hergestellt wurden, zersetzt.

Der Dünndarm ist gut fünf Meter lang und kommt durch die Falten der Schleimhaut (sogenannte Zotten) auf eine Darmoberfläche von 400 – 500 Quadratmeter. Über die Schleimhaut werden die Nährstoffe und Vitamine in die Blutbahn abgegeben. Der Verdauungsprozess im Dünndarm dauert ungefähr sechs Stunden.

Verdauung im Dickdarm

Mithilfe der langsamen Wellenbewegungen der Darmperistaltik gelangt die übrigbleibende Masse (v.a. Ballaststoffe) in den bis zu 1,5 Meter langen Dickdarm, wo sie nochmals bis zu zwölf Stunden verweilt. Die wichtigsten Helfer des Dickdarms sind die Darmbakterien. Diese tragen dazu bei, die unverdaulichen Reste weiter zu zerkleinern und die letzten Nährstoffe herauszufiltern. Zusätzlich wird über die Schleimhaut Wasser entzogen und so auch die darin enthaltenen Mineralstoffe (Elektrolyte) resorbiert. Außerdem wird Schleim hinzugefügt, damit die Masse gleitfähig wird und gut ausgeschieden werden kann.

Im letzten Darmabschnitt, dem Enddarm oder Mastdarm, bleibt der eingedickte Brei nochmals mehrere Stunden bzw. so lange, bis es zum Stuhlgang kommt. In einigen Fällen kann das sogar mehrere Tage dauern. Beim Stuhlgang führen pressende Bauchmuskeln, ein reflexartig kontrahierender Muskel am Darmende sowie ein Entspannen des Schließmuskels dazu, dass die verdaute Masse ausgeschieden wird.

Diese setzen sich ungefähr so zusammen:

  • 55 % Wasser
  • 20 % Bakterien aus dem Darm
  • 25 % unverdauliche Nahrungsüberbleibsel

Wie Sie sehen, ist die Verdauung eine langwierige und ausgeklügelte Angelegenheit. Die Verdauungsorgane sind auf eine gute Zusammenarbeit mit Leber, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse (Pankreas) angewiesen, um die Nahrung ausreichend zersetzen und Nährstoffe resorbieren zu können.

Die wichtigsten Verdauungsenzyme

Für die Zerkleinerung und Zersetzung von Essensresten bedarf es vieler verschiedener Verdauungsenzyme. Je nachdem, ob Fette, Eiweiße oder Kohlenhydrate gespalten werden, kommen unterschiedliche Enzyme zum Einsatz. Diese werden in den unterschiedlichen Drüsen im Mund, Magen, Pankreas und Gallenblase produziert.

Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die wichtigsten Enzyme im menschlichen Verdauungssystem.

FunktionHerkunftName
FettverdauungSpeicheldrüse / Magensaft / BauchspeicheldrüseLipase
KohlenhydratverdauungSpeicheldrüse / BauchspeicheldrüseAmylase
KohlenhydratverdauungBauchspeicheldrüseGlucosidase
KohlenhydratverdauungBauchspeicheldrüseGalaktosidase
EiweißverdauungMagenPepsin
EiweißverdauungBauchspeicheldrüseTrypsin
EiweißverdauungBauchspeicheldrüseChymotrypsin
EiweißverdauungBauchspeicheldrüseElastase
EiweißverdauungBauchspeicheldrüseCarboxypeptidasen A und B
Der Körper benötigt für die Verdauung Enzyme, um Fette, Kohlenhydrate und Eiweiße spalten zu können

Sowohl die Fett- als auch die Kohlenhydratverdauung beginnt im Mund und findet dann hauptsächlich im Dünndarm statt. Kohlenhydrate werden im Magen überhaupt nicht verdaut, Fette nur in geringen Mengen. Für die Fettverdauung regt ein Hormon der Dünndarmwand die Organe Pankreas und Gallenblase an, ihre fettspaltenden Sekrete und Enzyme in den Zwölffingerdarm abzugeben. Die Eiweißverdauung beginnt erst im Magen und wird im Dünndarm fortgesetzt.

Verdauungsprobleme: Symptome & Ursachen

Aufgrund der Komplexität und Länge kann es auf unterschiedliche Weisen zu Problemen im Verdauungssystem kommen. Schließlich sind mehrere Organe an der Verdauung beteiligt, so dass eine Ursache für Beschwerden nicht immer gleich zu erkennen ist.

Übliche Symptome von Verdauungsstörungen sind die folgenden:

  • Magen-Darm-Grippe
  • Durchfall
  • Erbrechen
  • Blähungen
  • Verstopfung
  • Bauchschmerzen

Oft liegen harmlose Ursachen zugrunde, wie zum Beispiel saisonale Erreger bei einer Magen-Darm-Infektion. Nach ein paar Tagen verschwinden die Beschwerden in diesen Fällen wieder. Sie sollten sich in der Zeit schonen und auf Schonkost zurückgreifen.

Auch verdorbene Lebensmittel können Durchfall und Erbrechen hervorrufen. Aufgrund der langen Verdauungszeit können Sie dies aber in der Regel nicht auf das zuletzt gegessene Lebensmittel zurückführen. Vielmehr liegt der Auslöser ein bis zwei Tage in der Vergangenheit. Eine unmittelbare Reaktion des Körpers auf ein Lebensmittel tritt normalerweise nur bei einer Allergie auf.

Nicht wenige Menschen in Deutschland leiden weiterhin am sogenannten Reizdarm-Syndrom (Colon irritable). Die Ursachen hierfür sind noch nicht abschließend erforscht, werden aber oft unter anderem auf psychischer Ebene vermutet. Das Reizdarm-Syndrom äußert sich zum Beispiel durch Blähungen, Bauchkrämpfe, Verstopfung oder Durchfall.

Bei anhaltenden oder wiederkehrenden Verdauungsstörungen können auch Nahrungsmittelunverträglichkeiten bzw. Intoleranzen die Ursache sein. Verbreitet sind beispielsweise eine Laktoseintoleranz oder eine Glutenintoleranz (Zöliakie). Bei einer Laktoseintoleranz kann der Milchzucker Laktose aufgrund eines Enzymmangels nicht verwertet werden. Bei Zöliakie wird hingegen das Eiweiß Gluten vom Körper nicht vertragen, so dass dieses auf Dauer die Dünndarmschleimhaut schädigt.

Tipps für eine gesunde Verdauung

Man sagt, dass eine Verdauung dann gesund ist, wenn Sie sie nicht wahrnehmen und nicht über sie nachdenken müssen. Fühlen Sie sich jedoch nach den Mahlzeiten unwohl, spüren Sie häufig ein leichtes Bauchweh oder leiden Sie an einer unregelmäßigen Verdauung, die sich durch Verstopfung oder Durchfall äußert, ist es empfehlenswert, Ihrem Verdauungssystem mehr Aufmerksamkeit zu schenken.

Kleine Tipps & Gewohnheiten helfen Ihrem Körper, besser zu verdauen. Bildquelle: Unsplash / Brooke Lark

Vielleicht helfen Ihnen die folgenden Tipps, Ihren Darm in Schwung und Ihre Verdauung ins Gleichgewicht zu bringen.

  • Kauen Sie ausgiebig! Umso mehr Sie kauen, desto mehr Verdauungsenzyme werden der Nahrung über den Speichel zugesetzt. Diese zerlegen Kohlenhydrate und leisten so eine wertvolle Vorarbeit für die weitere Verdauung.
  • Trinken Sie ausreichend Wasser! Um optimal verdauen zu können, benötigt das Verdauungssystem viel Wasser. Dieses unterstützt den Transport von Enzymen, Sekreten und Nährstoffen. Ist Ihr Stuhl unangenehm hart oder Sie leiden häufig an Verstopfung, könnte eine ungenügende Hydration die Ursache sein.
  • Bleiben Sie in Bewegung! Indem Sie sich regelmäßig bewegen, regen Sie die Darmperistaltik an. Die Verdauungsorgane werden angeregt und der Nahrungsbrei wird müheloser weitergefördert. Der Verdauungsspaziergang ist daher kein Mythos, sondern tatsächlich hilfreich.
  • Warten Sie auf Ihr Sättigungsgefühl! Essen Sie dazu langsam und warten Sie eine Weile, bevor Sie Nachschlag nehmen. Das Sättigungsgefühl setzt oft erst 20 Minuten nach der Nahrungsaufnahme ein. Wenn Sie Ihren Magen nicht vollständig füllen, hat dieser ausreichend Platz, um die Nahrung zu vermischen und zu verkleinern.
  • Halten Sie Essenspausen ein! Indem Sie zwischen zwei Mahlzeiten etwa vier Stunden fasten, geben Sie Ihrem Darm genügend Zeit zur Verdauung. Nachts sollten Sie sogar etwa 13 Stunden lang nichts essen, damit der Körper ausreichend verdauen und entgiften kann.
  • Sorgen Sie für Routine! Versuchen Sie, jeden Tag möglichst zur gleichen Zeit zu essen. Das Verdauungssystem liebt Gewohnheiten. Mit regelmäßigen Essenszeiten unterstützen und entlasten Sie daher Magen und Darm.

Oft können schon solch kleine Gewohnheiten die Verdauung anregen und leichte Verdauungsprobleme beseitigen. Erst wenn die Magen- oder Darmbeschwerden chronisch werden, sollten Sie einen Arzt konsultieren, um eine zugrundeliegende Krankheit auszuschließen.

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