Osteoporose: Die schleichende Gefahr

von Team Zelltuning
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Osteoporose ist nicht nur irgendeine Krankheit. Sie gehört mit zu den bedeutendsten Volkskrankheiten in Deutschland, von der Millionen Menschen betroffen sind. Laut Weltgesundheitsorganisation WHO gehört sie sogar zu den zehn häufigsten Volkskrankheiten weltweit.

Was ist Osteoporose?

Bei der Osteoporose, die häufig auch als Knochenschwund bezeichnet wird, handelt es sich um eine chronische Erkrankung in deren Verlauf es zu einer massiven Störung der Knochenqualität kommt. Durch verschiedene Ursachen vollzieht sich bei den Betroffenen der Knochenabbau schneller aus der Knochenaufbau. Dadurch kommt es zur Zerstörung der Mikroarchitektur im Knochen, wodurch dieser porös und instabil wird. Das hat zur Folge, dass Knochen bereits bei normaler Alltagsbelastung brechen können und das meist an ganz typischen Stellen wie der Hüfte, Wirbelsäule oder dem Unterarm.  

Im Gegensatz zur allgemeinen Behauptung, dass Osteoporose eine reine Frauenkrankheit darstellt, sagen Experten etwas ganz anderes aus. Frauen sind zwar häufiger betroffen, doch in Deutschland leiden neben jeder dritten Frau nach den Wechseljahren auch jeder fünfte Mann an einer Osteoporose. Insgesamt macht das in Deutschland rund 25 % aller Einwohner über 50 Jahre aus, das sind ca. 7,8 Millionen Menschen – Tendenz steigend.

Röntgenbild

Knochenauf- und Abbau

Unser Skelett unterliegt einem ständigen Umbau, der zeitlebens anhält. Dabei findet bis zum Alter von 35 Jahren und besonders in der Pubertät überwiegend ein Aufbau der Knochen statt. Dann beginnt die Phase, in der Knochen vermehrt abgebaut wird, sodass ein Verlust an Knochenmasse von 0,5 bis 1 % jährlich als normal gilt. Erkrankt man an Osteoporose steigt diese Zahl bis auf zu 6 % im Jahr.

Osteoporose: Was passiert in den Knochen?

Die Stabilität unserer Knochen ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Dazu zählen:

  1. Mineralstoffe
  2. Knochenzellen
  3. Hormone

Mineralstoffe für den Knochen

Durch die Einlagerung von Kalzium und Phosphatverbindungen werden unsere Knochen hart und stabil.

Die Knochenzellen

Knochen enthalten Zellen für den Aufbau = Osteoblasten und für den Abbau = Osteoklasten. Die Steuerung dieser Zellen übernehmen bestimmte Hormone.

Hormone

Vitamin D, das eigentlich kein Vitamin ist, sondern ein Hormon und Kalzitonin – ebenfalls ein Hormon, welches in der Schilddrüse produziert wird – steuern die Einlagerung von Kalzium im Knochen. Ein anderes Hormon – das Parathormon aus der Nebenschilddrüse – sorgt dafür, dass Kalzium aus den Knochen freigesetzt wird. Zwei weitere bekannte Hormone, nämlich Testosteron und Östrogen sowie noch einige andere Wachstumshormone, sind ebenfalls am Knochenaufbau beteiligt.

Drei Formen der Osteoporose

Die Osteoporose kann in drei unterschiedlichen Formen auftreten.

  1. Die primäre Osteoporose

Sie tritt vorwiegend bei Frauen nach den Wechseljahren oder aber generell bei älteren Menschen aller Geschlechter auf.

  • Die sekundäre Osteoporose

Diese ist altersunabhängig. Sie ist die Folge einer Erkrankung im Bereich des Hormonhaushalts oder des Stoffwechsels.

Als Grunderkrankung kommen hier unter anderem eine Schilddrüsenüberfunktion, eine rheumatoide Arthritis oder auch ein Diabetes Typ 1 infrage.

Außerdem können bestimmte Medikamente der Auslöser für eine sekundäre Osteoporose sein. Dazu zählen Kortison oder ganz bestimmte Antihormone (Hormone, die das Wachstum von Krebszellen verhindern sollen).

Wussten Sie?  
95 % aller Patienten leiden an einer primären Osteoporose. Patienten mit einer sekundären Osteoporose sind zu über 50 % männlich. Leider wird die Krankheit bei nur einem Viertel der Patienten erkannt und behandelt.  
  • Sonderform – Transiente Osteoporose

Hierbei handelt es sich um eine Form, die nach erfolgreicher Therapie geheilt werden kann. Die transiente Osteoporose trifft vor allem Männer mittleren Alters und Frauen im letzten Schwangerschaftsdrittel. Häufig sind die Hüftgelenke betroffen. Es kommt zu einem schnell voranschreitenden Knochenabbau in der Nähe von Gelenken, was sich durch starke Schmerzen und eine Einschränkung der Beweglichkeit bemerkbar macht. Ursachen sind nicht wirklich bekannt. Vermutet werden eventuelle Stürze auf das betroffene Gelenk oder Überbelastung. Durch die typische Ödembildung im Knochenmark ist die transiente Osteoporose im MRT gut erkennbar. Zur Therapie wird das betroffene Gelenk vollständig entlastet, sodass die Osteoporose nach mehreren Monaten komplett ausheilen kann.

Welche Symptome treten bei einer Osteoporose auf?

Obwohl bestimmte Zeichen für eine angehende Osteoporose sprechen, werden diese in der Praxis oft fehlinterpretiert und mit Abnutzungserscheinungen bzw. Alterserscheinungen assoziiert und nicht weiter diagnostiziert. Ein fataler Fehler.

Auftretende Symptome einer Osteoporose können unter anderem

  • Rückenschmerzen
  • Knieschmerzen
  • Schwächegefühl im Rücken

sein, die in der Regel mit Schmerzmitteln und eventueller Physiotherapie behandelt werden. Eine weitere Diagnostik findet nur selten statt.

Später kommen die vermehrten Knochenbrüche hinzu, die dann im besten Fall Anlass geben, sich dem Thema Osteoporose zuzuwenden.

Diagnostik zur Feststellung der Osteoporose

Es gibt verschiedene Möglichkeiten sich auf eine bestehende Osteoporose testen zu lassen.

  • Knochendichtemessung

Mit dieser Messung wird der mineralische Gehalt im Knochen gemessen. Der hier ermittelte Messewert = T-Wert ist ein sicheres Mittel zur Bestimmung einer Osteoporose. Die Weltgesundheitsorganisation hat folgende Werte dazu definiert:

Osteopenie (niedrige Knochenmasse):

Knochenmineralgehalt: T-Wert von -1.0 bis – 2.5 (ein Vorstadium)

Osteoporose (ohne Frakturen):

Knochenmineralgehalt: T-Wert < -2.5

manifeste Osteoporose (mit Frakturen):

Knochenmineralgehalt: T-Wert < -2.5 und Knochenbrüche ohne Trauma, wie z.B. Unfall oder Verletzung

Es ist wichtig frühzeitig mit den Messungen zu beginnen und regelmäßig zu messen!

Zusätzlich werden Fragebögen hinzugezogen und Untersuchungen wie Röntgen, CT, und Labortests durchgeführt.

Im Röntgen sind typische Verformungen der Wirbelsäule gut zu erkennen. Auch bei der Computer-Tomografie sind Veränderungen am Knochen sichtbar. Allerdings sind diese Untersuchungen teurer, haben eine höhere Strahlenbelastung und sind weit weniger aussagekräftig als eine Knochendichtemessung. Durch Labortests können Verdachtsmomente erhärtet werden. Mit ihnen werden der Gehalt von Kalzium und Phosphat, Schilddrüsenwerte und andere relevante Parameter bestimmt und andere Erkrankungen ausgeschlossen.

Test Osteoporose

Sie wollen wissen, ob Sie zu den gefährdeten Bevölkerungsgruppen gehören? Dann machen Sie doch diesen Schnelltest:

  1. Gibt es Fälle von Osteoporose in Ihrer Familie?
  2. Sind Sie über 50 Jahre alt?
  3. Bewegen Sie sich wenig im Alltag?
  4. Haben Sie in den letzten Jahren an Körpergröße verloren?
  5. Ist bei Ihnen ein Hormonmangel vorhanden?
  6. Haben Sie einen Rundrücken?
  7. Leiden Sie häufig unter Rückenschmerzen?
  8. Ernähren Sie sich viel von Fast Food und Soft Drinks?
  9. Rauchen Sie?
  10. Leiden Sie an einer Schilddrüsenüberfunktion?
  11. Essen Sie wenig oder gar keine Milchprodukte?
  12. Hatten Sie eine Kortisonbehandlung oder Chemotherapie?

Wenn Sie mehr als 3 Fragen mit „ja“ beantworten, besteht bei Ihnen ein Risiko auf eine Osteoporose Erkrankung.

Folgen einer Osteoporose

Tatsächlich hat eine fortgeschrittene Osteoporose schwere Folgen. Denn hier sind nicht nur Knochenbrüche nach Stürzen zu befürchten, sondern es kann schon ein Niesen oder Heben von Gegenständen eine Fraktur verursachen. Häufig betroffen sind in solchen Fällen Wirbelkörper. Auch hier kommt es oft zu falschen Schlussfolgerungen für die Behandlung. Nicht immer werden die Brüche an den Wirbelkörpern festgestellt und es wird von altersbedingten Rückenschmerzen ausgegangen. Solche Patienten landen dann nicht selten in einer Physiotherapie und können dort aber aufgrund furchtbarer Schmerzen gar nicht behandelt werden.

Hinzu kommen die psychischen Komponenten für die Betroffenen, die sich oft nicht ernst genommen und verstanden fühlen, oder sich aus Angst vor weiteren Verletzungen zurückziehen und komplett isolieren.

Wer ist anfällig für Osteoporose?

Außer den bereits genannten Risikogruppen:

  • Menschen über 50
  • Frauen nach der Menopause
  • Menschen mit Schilddrüsenfunktions-Störungen

Kommen noch andere Bevölkerungsgruppen hinzu wie:

  • Menschen die in ihrer Jugend besonders ungesund gelebt haben (wenig Bewegung, schlechte Ernährung)
  • Menschen mit bestimmten Ernährungsweisen (Mangel an Mineralstoffen und Vitaminen)
  • Menschen mit Mangelernährung
  • Dialysepatienten

Wie lange kann man mit einer Osteoporose leben?

Die Lebenserwartung wird durch die Osteoporose selbst nicht beeinflusst. Allerdings kommt es bei älteren Menschen aufgrund vermehrter Oberschenkelhalsbrüche zu längeren Liegezeiten, von denen sich einige im schlimmsten Fall nie wieder richtig erholen.

Wie kann man einer Osteoporose vorbeugen?

Sie selbst können aktiv einer Osteoporose vorbeugen, und zwar mit:

  • viel Bewegung
  • erhöhte Einnahme von Kalzium und Vitamin D
  • gesunde und ausgewogene Ernährung

Sicher können Vitamin D und Kalzium Präparate das Knochenvolumen nicht erhöhen. Aber sie sind in der Lage, den weiteren starken Abbau der Knochen aufzuhalten. (1) Immer wieder betonen Mediziner und Wissenschaftler, wie essenziell Vitamin D für die Knochengesundheit ist (2). Das bestätigt auch der Osteoporose Selbsthilfegruppen Dachverband.

Fit im Alter

Bleiben Sie in Bewegung

Außer der Einnahme von Vitamin D und Kalzium betonen Experten immer wieder, dass es wichtig ist, in Bewegung zu bleiben. 1-2 Stunden spazieren an frischer Luft gehört zum Beispiel dazu. Fitness-Studios sind mittlerweile gut aufgeklärt und können Ihnen geeignete Übungen zeigen. In Physiotherapien können Sie sich nach einer sogenannten Sturzprophylaxe erkundigen. Die Teilnehme an einem Osteoporose-Kurs bezuschussen Ihnen im Rahmen der Prävention auch viele Krankenkassen. Sie müssen sich nicht in Ihr Schicksal ergeben, sondern haben es selbst in der Hand.

Wussten Sie?

Als Risikopatient haben Sie einen Anspruch auf eine Knochendichtemessung als Kassenleistung. Sie müssen diese also nicht selbst bezahlen. Außerdem können Sie bei diagnostizierter Osteoporose alle 5 Jahre die Messung wiederholen lassen – auf Kosten Ihrer Krankenkasse. In Ausnahmefällen darf das auch eher geschehen.  Lassen Sie sich nicht von Ihrem Arzt zur Selbstzahlung überreden, denn die Knochendichtemessung darf als Kassenleistung nicht privat abgerechnet werden.

Quellen:

  1. https://www.osteoporosezentrum.de/studien-mit-medikamenten-im-bereich-osteoporose-calcium-und-vitamin-d-praeparate-bekaempfung-anwendungsbeobachtungen/
  2. https://www.orthozentrum.ch/Portals/0/adam/Content/WIc0rko2bEKz1eZe8XT-4A/DocumentOrLink/Vitamin%20D%20und%20Kalzium%20bei%20Osteoporose.pdf

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