Die Schilddrüse ist klein und unscheinbar, aber für den Körper unerlässlich. Die produzierten Schilddrüsenhormone regulieren zahlreiche Körperfunktionen. Wie das Organ arbeitet und welche Erkrankungen auftreten können.
Die Aufgabe der Schilddrüse
Wer bislang keine Probleme mit ihr hatte, hat die Schilddrüse womöglich gar nicht auf dem Schirm. Dabei ist sie ein lebensnotwendiges Organ, das wichtige Funktionen für den Körper übernimmt. Immerhin beeinflusst sie den Stoffwechsel, reguliert Körperfunktionen, trägt zum Wachstum und zur Gehirnreifung bei.
Die Schilddrüse zählt zu den endokrinen Organen. Das heißt, sie produziert Hormone und gibt diese ans Blut ab. Dabei passt sie Produktion und Ausschüttung konstant an den Bedarf an. Ist der Körper zum Beispiel Kälte ausgesetzt, werden mehr Schilddrüsenhormone benötigt. Auch Kinder und Jugendliche im Wachstum oder Frauen in der Schwangerschaft haben einen höheren Bedarf.
Schließlich erhöhen die Schilddrüsenhormone den Grundumsatz des Körpers. Das bedeutet genauer gesagt, dass sie die Arbeit sämtlicher Körperzellen sowie den Energieverbrauch anregen und zudem das Nervensystem aktivieren. Das führt unter anderem zu:
- Höherer Körpertemperatur
- Höherem Puls und Blutdruck
- Schnellerem Herzschlag
- Erhöhter Aufmerksamkeit
- Schnelleren Reflexen
- Gesteigerte Nahrungsverwertung
- Beschleunigten Cholesterinabbau
- Verstärkte Kohlenhydrataufnahme
- Freisetzung körpereigener Fettbestände
Die Form und Lage der Schilddrüse
Ihren Namen hat die Schilddrüse durch ihr Aussehen erhalten. Denn dieses erinnert an ein Schild – allerdings kann man die Form auch mit einem Schmetterling vergleichen, weshalb hier und da auch vom Schmetterlingsorgan gesprochen wird.
Die Hormondrüse liegt im vorderen Halsbereich, unterhalb des Kehlkopfes. Sie besteht aus zwei Seitenlappen, die sich rechts und links an die Luftröhre anschmiegen. Vor der Luftröhre sind beide Lappen durch eine Gewebebrücke verbunden.
Außen ist sie von zwei Kapseln aus Bindegewebe umgeben. Die äußere Kapsel verbindet die Schilddrüse mit der Kehlkopfmuskulatur, Nerven und Gefäßen. Zwischen den beiden Bindegewebskapseln liegt eine Schicht aus lockerem Bindegewebe. Dieses macht das Organ beweglich, so dass es sich zum Beispiel beim Schlucken auf und ab bewegt. Sie können es auch mit den Fingern ertasten und die Beweglichkeit spüren.
Die beiden Seitenlappen bestehen jeweils aus vielen kleinen Lappen. Diese wiederum werden aus kleinen Bläschen, den sogenannten Follikeln, gebildet. In den Follikelepithelzellen produziert die Schilddrüse einige der Hormone und speichert sie auch in den Bläschen. Ein gesunder Mensch hat jeweils einen Vorrat an Schilddrüsenhormonen, der für etwa zwei Monate reichen würde.
Die Schilddrüse produziert lebenswichtige Schilddrüsenhormone
Insgesamt produziert die Schilddrüse drei verschiedene Hormone:
- Trijodthyronin (T3)
- Tetrajodthyronin bzw. Thyroxin (T4)
- Kalzitonin
Als eigentliche Schilddrüsenhormone gelten aber nur T3 und T4. Kalzitonin wird in den C-Zellen hergestellt. Der Körper braucht es vor allem für den Kalziumstoffwechsel sowie den Knochenstoffwechsel.
Damit die Schilddrüse T3 und T4 gemäß dem tatsächlichen Bedarf produzieren kann, arbeitet sie mit der Hirnanhangsdrüse, der sogenannten Hypophyse zusammen. Doch zunächst einmal ist es das Gehirn, das den Anstoß gibt: Im Hypothalamus im Zwischenhirn setzt es das „Thyreotropin Releasing Hormon“ (TRH) frei und leitet es an die genannte Hypophyse weiter.
Diese schüttet darauf hin vermehrt Thyreotropin, auch als TSH bekannt, aus. Die Schilddrüse nimmt den steigenden TSH-Spiegel wahr und reagiert mit der Produktion der Schilddrüsenhormone. Sobald die Hypophyse das erkennt, stoppt sie die TSH-Produktion wieder. Beide Drüsen zusammen regulieren also den Hormonspiegel des Körpers.
Darum ist Jod wichtig
Wichtiger Bestandteil der beiden Hormone T3 und T4 ist das Spurenelement Jod. Das geben schon die Namen zu erkennen: Trijodthyronin besteht aus drei Jodelementen, Tetrajodthyronin aus vier.
Für eine gesunde Schilddrüsenfunktion benötigt der Körper dazu ausreichend Jod. Wie für Spurenelemente üblich, ist die erforderliche Menge nicht sonderlich hoch. Im Durchschnitt reichen etwa 180 bis 200 Mikrogramm täglich.
Aber: Der Körper kann Jod nicht selber herstellen. Er muss es stattdessen von außen, also über die Nahrung aufnehmen. Über den Darm gelangt das Jod dann ins Blut und von dort zur Schilddrüse, wo es gebraucht wird.
Die letzte Eiszeit hat vor etwa 10.000 Jahren beim Schmelzen allerdings die Großteile des Jodbestands in Europa aus den Böden ins Meer gespült. Deshalb ist in den hier wachsenden Lebensmitteln nicht mehr viel Jod vorhanden. Eine Ausnahme stellen Fisch, Algen und Meeresfrüchte dar. Um die Jodversorgung dennoch sicherzustellen, ist Speisesalz heutzutage üblicherweise mit Jod versetzt.
Die Verwendung von jodiertem Salz ist in der Regel ausreichend für den täglichen Jodbedarf und um einem Jodmangel vorzubeugen.
Die häufigsten Schilddrüsenleiden und wie Sie sie erkennen
Etwa jede dritte Person in Deutschland erfährt im Laufe des Lebens eine Veränderung an der Schilddrüse. In der Regel sind diese nicht bösartig oder lebensbedrohlich. Die auftretenden Symptome können das Wohlbefinden aber negativ beeinflussen und wichtige Funktionen des Körpers einschränken. Deshalb sollten Erkrankungen an der Schilddrüse immer ärztlich untersucht und behandelt werden.
Schilddrüsenunterfunktion und Schilddrüsenüberfunktion
Von einer Schilddrüsenunterfunktion spricht man, wenn die Schilddrüse weniger arbeitet, als sie sollte. Sie produziert also zu wenig Schilddrüsenhormone. Häufige Symptome sind:
- Starkes Kälteempfinden und Frieren
- Antriebslosigkeit und Lustlosigkeit
- Depressive Verstimmungen
- Gewichtszunahme und langsamer Stoffwechsel
Es handelt sich um eine vor allem bei Frauen verbreitete Volkskrankheit. Sie ist teilweise angeboren oder entsteht als Folge von Entzündungen am Schilddrüsengewebe. Behandeln lässt sie sich durch die regelmäßige Einnahme von Schilddrüsenhormone in Form von Tabletten.
Eine Schilddrüsenüberfunktion ist hingegen das Gegenteil der Unterfunktion: Die Drüse produziert nun mehr Hormone, als der Körper braucht. Das äußert sich zum Beispiel durch:
- Nervosität
- Schlafprobleme
- Geringe Konzentrationsfähigkeit
- Starkes Schwitzen
- Innere Unruhe
- Haarausfall
Ursache für eine Überfunktion ist häufig die Autoimmunkrankheit Morbus Basedow oder eine Autonomie, die zur unkontrollierten Hormonproduktion führt.
Hashimoto
Hashimoto, bzw. Hashimoto-Thyreoditis, ist eine Autoimmunkrankheit der Schilddrüse. Es liegt eine chronische Entzündung des Organs vor. Diese führt dazu, dass das Immunsystem das Schilddrüsengewebe angreift.
In vielen Fällen verläuft Hashimoto symptomlos. Die Erkrankung kann aber zu einer Unterfunktion führen und wird dann wie eine solche behandelt.
Vergrößerung der Schilddrüse und Schilddrüsenkrebs
Als „diffuse Struma“ bezeichnet man es, wenn sich die gesamte Schilddrüse gleichermaßen vergrößert. Sie können dies oft mit den Fingern ertasten oder beim Schlucken spüren. Diese Vergrößerung ist in den meisten Fällen gutartig. Sie sollten sie dennoch von Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin abklären lassen.
Zudem können sich einzelne Knoten innerhalb des Schilddrüsengewebes bilden. Bilden diese mehr Hormone als der Rest des Gewebes, gilt es als heißer Knoten. Bildet es weniger Hormone, spricht man von einem kalten Knoten. Auch diese Veränderung ist in der Regel gutartig.
Eine bösartige Veränderung hingegen ist der Schilddrüsenkrebs. An diesem erkranken jedes Jahr etwa 8000 Menschen in Deutschland. Wodurch genau dieser hervorgerufen wird, ist noch nicht klar. Risikofaktoren sind aber beispielsweise radioaktive Strahlung sowie Röntgenstrahlen. Wenn Sie eine Veränderung der Schilddrüse ertasten oder diese sich nicht mehr wie gewohnt bewegen lässt, sprechen Sie vorsichtshalber Ihren Arzt bzw. Ihre Ärztin darauf an.
Wie Sie Erkrankungen der Schilddrüse vorbeugen können
Häufig sind Schilddrüsenleiden erblich veranlagt. Aber auch Entzündungen oder Jodmangel können zu Krankheiten führen. Wenn Sie auf ausreichende Jodzufuhr, zum Beispiel über Jodsalz, achten, ist das meist schon ausreichend.
Aber Achtung: Bei einigen Krankheiten wie Hashimoto ist eine geringere Jodzufuhr erforderlich. Lassen Sie sich im Zweifel ärztlich beraten.
Achten Sie ansonsten auf einen gesunden Lebensstil, genügend Schlaf, viel Bewegung und eine ausgewogene Ernährung. Sollten Sie über einen längeren Zeitraum häufig müde oder abgeschlagen sein, sich schlecht konzentrieren wollen oder unkontrolliert an Gewicht zunehmend, macht es Sinn, die Schilddrüse näher zu untersuchen. Auch bei unerfülltem Kinderwunsch oder zu Beginn einer Schwangerschaft sollten Sie die Schilddrüse einmal in den Blick nehmen.